Mythen & Fragen

LRS bei Schüler*innen: 7 verbreitete Mythen – und was wirklich hilft

Lerntherapeutinnen Sabine Walker und Susanne Seyfried zeigen, welche Strategien Kindern mit LRS wirklich helfen und welche Mythen sich hartnäckig halten.

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 „Er muss einfach mehr üben.“
„Das verwächst sich schon.“
„Fürs Gymnasium reicht es bei so einem Kind nicht.“

Sätze wie diese hören Kinder mit einer Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) und ihre Eltern leider viel zu oft. Sie tun weh, weil sie auf Annahmen beruhen, die schlichtweg falsch sind. LRS ist keine Frage von Faulheit oder Intelligenz, sondern eine besondere Lernherausforderung, die verstanden und professionell begleitet werden will.

Trotz wachsender Aufklärung halten sich viele dieser falschen Annahmen hartnäckig – in der Schule, in Elterngesprächen, aber auch im Freundeskreis oder unter Fachkräften. Das hat weitreichende Folgen: Kinder mit LRS zweifeln an sich selbst, Eltern fühlen sich schuldig oder hilflos, Lehrkräfte wissen manchmal nicht, wie sie gezielt unterstützen können oder es fehlt an Ressourcen.

Hinzu kommt: Wer einem Mythos glaubt, trifft selten die richtigen Entscheidungen. Statt individueller Förderung gibt es pauschale Ratschläge. Statt Empathie herrscht Druck. 

Damit genau das nicht passiert, ist es entscheidend, die Realität einer LRS zu kennen, wissenschaftlich fundiert und praxisnah. Denn: Nur wer versteht, kann richtig begleiten.

In diesem Beitrag räumen wir mit 7 häufigen Mythen rund um LRS auf und zeigen, was wirklich hilft.

Mythos 1: Kinder mit LRS sind faul oder üben zu wenig

Diese Aussage hört man leider sehr häufig: „Du musst einfach mehr üben!“
Fakt ist: LRS ist eine neurobiologische Lernstörung – keine Frage von Faulheit oder mangelndem Fleiß. Viele betroffene Kinder investieren sogar mehr Zeit und Kraft als andere. Sie üben, sie wollen, aber Fehler treten trotzdem immer wieder auf.

Was wirklich hilft:

  • Individuell angepasste, strukturierte Förderung (integrative Lerntherapie)
  • Nicht einfach „Mehr-Üben“, sondern gezielte Strategien, die auf das Kind zugeschnitten sind.
  • Fortschritt entsteht nicht durch Druck, sondern durch Verstehen, Begleiten und Vertrauen.

Mythos 2: Kinder mit LRS sind nicht intelligent genug für die Regelschule

„Fürs Gymnasium reicht das bei so einem Kind nicht.“ Ein Urteil, das auf einem gravierenden Missverständnis beruht.
Fakt ist: LRS hat absolut nichts mit Intelligenz zu tun. Viele Kinder mit LRS sind kreativ, wissbegierig und leistungsstark. Sie scheitern nicht an ihrem Können, sondern an fehlender passender Unterstützung.

Was wirklich hilft:

  • Individuelle Förderung
  • Verständnis in Schule & Elternhaus
  • Mut zu Bildungswegen ohne Schubladendenken

Mythos 3: LRS lässt sich mit einfachen Tricks „wegzaubern“

 „Nimm eine Farbfolie, dann klappt das schon!“ – Klingt einfach, ist aber selten wirksam.
Fakt ist: Farbfolien, Augenübungen oder „Wundertricks“ mögen vereinzelt kurzfristig Entlastung bringen, ersetzen aber keine fundierte Förderung.

Was wirklich hilft:

  • Strukturierte Lese- und Rechtschreibförderung
  • Lerntherapeutische Begleitung durch Fachkräfte
  • Zeit, Geduld und echtes, ehrliches Lob
  • Nachteilsausgleich in Schule & Ausbildung

Mythos 4: Alle mit LRS sind gleich betroffen

„Kennst du einen, kennst du alle.“ – Ein gefährlicher Trugschluss.

Fakt: LRS äußert sich sehr unterschiedlich. Es gibt kein einheitliches Symptom-Bild. Die Bandbreite an Ausprägungen ist groß und reicht von leichten Schwierigkeiten bis hin zu massiven Beeinträchtigungen.

Einige Kinder kämpfen vor allem mit dem Lesen:

  • Sie lesen sehr langsam oder stockend
  • Sie lassen Buchstaben oder Silben aus
  • Sie vertauschen Buchstaben oder Wörter beim Lesen

Andere haben vor allem beim Schreiben Schwierigkeiten:

  • Viele Rechtschreibfehler, auch bei bekannten Wörtern
  • Buchstabenverwechslungen (z. B. b/d oder ei/ie)
  • Unleserliche Handschrift, Vermeidung von Schreibsituationen

Bei vielen Kindern zeigen sich Probleme sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben. Hinzu kommt: Auch andere Fächer können ebenfalls betroffen sein. Die Schüler haben dann ggf. Schwierigkeiten beim Lösen von Textaufgaben im Fach Mathematik oder beim Erlernen von Fremdsprachen. 

Was wirklich hilft: Eine differenzierte Diagnostik, die genau hinschaut, statt zu verallgemeinern und eine Förderung, die die individuellen Bedürfnisse des Kindes in den Mittelpunkt stellt.

Mythos 5: LRS „verwächst“ sich von alleine

Typische Aussage: „Wart mal ab, das gibt sich schon.“ Oder „Das verwächst sich noch, haben Sie einfach etwas Geduld.“
Leider nein!

Fakt ist: Ohne gezielte Hilfe verschwinden die Schwierigkeiten meist nicht, im Gegenteil: Ohne Förderung können sich Schulfrust und Versagensängste verstärken. Das Einzige, was wächst, sind die Sekundärsymptome, sodass es den Kindern emotional immer schlechter geht. 

Was wirklich hilft:

  • Frühzeitige Diagnose
  • professionelle Förderung
  • verständnisvolle Begleitung
  • und der feste Glaube daran, dass jedes Kind seinen eigenen Weg gehen kann.

Mythos 6: Eltern sind schuld, wenn ein Kind LRS hat

Typische Aussage: „Die Eltern haben halt zu wenig vorgelesen.“
Das ist nicht korrekt.
Fakt ist: LRS ist keine Erziehungsfrage. Auch Kinder aus leseaffinen Familien können betroffen sein. Die Ursachen sind hauptsächlich neurobiologisch bedingt. Eltern können nichts dafür, aber sie können viel bewirken, wenn sie unterstützen und an ihre Kinder glauben.

 Was wirklich hilft:

  • Liebevolle Begleitung
  • Gemeinsames Lesen ohne Druck
  • Positives Lernumfeld zu Hause
  • Psychoedukation (Aufklärung über LRS)

Mythos 7: LRS verschwindet, wenn man die Kinder nur „hart genug drannimmt“

Typische Aussage: „Die brauchen mehr Disziplin!“
Fakt ist: Bestrafungen oder ständiges Korrigieren führen oft nur zu Angst und Schulfrust, nicht zu besseren Rechtschreibfähigkeiten. Wer beim Schreiben ständig Angst vor Fehlern hat, traut sich weniger zu und blockiert sich selbst.

Was wirklich hilft:

  • Fehler als Lernchance sehen
  • Wertschätzung für Fortschritte, egal wie klein
  • Fehlerfreundliches Üben mit Struktur, Geduld und passenden Methoden

Warum Lerntherapie und digitale Tools eine wertvolle Unterstützung sind 

Wenn Lesen und Schreiben oder auch Rechnen zur täglichen Herausforderung werden, ist eine integrative Lerntherapie genau die richtige Hilfe. Sie verbindet fachliche Förderung mit emotionaler Stärkung und schafft Raum, damit Kinder wieder Vertrauen in sich und ihre Fähigkeiten gewinnen. Lerntherapeuten begleiten nicht nur das Kind, sondern auch Eltern und Schule – und unterstützen dabei, passende Lernwege zu finden.

Digitale Tools können diesen Weg sinnvoll ergänzen – etwa beim Vokabellernen in Fremdsprachen. Gerade bei Kindern mit LRS sind motivierende Elemente, spielerische Übungen und schnelle Erfolgserlebnisse wichtig. Apps wie cabuu bieten genau das: kleine Lerneinheiten, sichtbare Fortschritte und ein Training, das sich dem Tempo des Kindes anpasst.

Du vermutest LRS bei deinem Kind oder bist dir unsicher? Der erste Schritt ist: Wissen sammeln, hinschauen und Unterstützung holen. Lerntherapie kann dabei eine große Stütze sein – genauso wie ein Umfeld, das stärkt. Du möchtest dich über LRS informieren, dann schau doch gerne mal hier vorbei

Über die Autorinnen: 

Sabine Walker aus Kirchentellinsfurt/Tübingen arbeitet als Lerntherapeutin in eigener Praxis und an einer Schule. Sie unterstützt Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche und Rechenschwäche und hilft ihnen, Lernstrategien zu entwickeln und Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu gewinnen. Ihr Anliegen ist es unter anderem, Kinder beim Fremdsprachenerwerb individuell zu fördern und Lernfreude zu stärken.

Susanne Seyfried aus Villingen-Schwenningen arbeitet als Lerntherapeutin an verschiedenen Schulen. Mit kreativen Konzepten wie der Entdeckerkiste macht sie Lernprozesse sichtbar und stärkt Kinder in ihrem Selbstvertrauen. Ihr Ziel ist es, Lerntherapie an Schulen fest zu verankern und als Chance für nachhaltige Förderung bekannt zu machen.

Vokabeln lernen mit LRS

Die cabuu App hilft Kindern mit LRS besonders gut, Vokabeln schnell und einfach zu lernen.
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