Das kennst du bestimmt: Wenn du eine Nacht mit wenig Schlaf hattest, bist du am nächsten Tag für nichts zu gebrauchen und kannst dich kaum konzentrieren. Guter Schlaf ist wichtig für die körperliche Gesundheit und der mentalen Leistungsfähigkeit. Auch beim Vokabellernen spielt der Schlaf eine wichtige Rolle.

Ein besseres Gedächtnis mit tiefem Schlaf

Schlaf ist ein grundlegender Bestandteil des Lebens und dient der Erholung und Regeneration des Körpers. Während wir schlafen, durchlaufen wir verschiedene Phasen, die jeweils unterschiedliche Funktionen haben. Besonders die Tiefschlafphasen und der sogenannte REM-Schlaf sind wichtig für die Verarbeitung von Informationen.

Wer schläft, merkt sich Vokabeln besser

Viele Studien zeigen, dass Schlaf einen positiven Einfluss auf das Vokabellernen hat. Forscher*innen ließen die Teilnehmenden einer Studie eine Liste von Wörtern lernen und testeten sie anschließend darauf, wie gut sie sich diese gemerkt hatten. Die eine Hälfte der Teilnehmer durfte zwischen den zwei Lernphasen schlafen, die andere jedoch nicht. Bei einem erneuten Test am nächsten Tag schnitten diejenigen, die geschlafen hatten, deutlich besser ab als solche, die wach geblieben waren.

💡 Eine mögliche Erklärung für diesen Effekt ist, dass das Gehirn während des Schlafs die neuen Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis verarbeitet und festigt. Während des Tiefschlafs werden neuronale Verbindungen im Gehirn gestärkt und neue Informationen in das Langzeitgedächtnis übertragen. 

Kann man Vokabeln im Schlaf lernen?

Eine Vokabelliste aufnehmen und im Schlaf abspielen lassen - und am nächsten Morgen sind alle Wörter im Kopf. Klingt zu gut, um wahr zu sein!

Es gibt Studien, die zeigen, dass es beim Vokabelnlernen tatsächlich möglich ist, positive Effekte aus dieser Lernmethode zu ziehen. In einer wurden den Proband*innen beispielsweise Wortpaare einer Fantasiesprache während der Tiefschlafphase vorgespielt. Nach dem Aufwachen wurde das Wissen getestet. Die Teilnehmenden konnten sich zwar nicht aktiv an die Wörter erinnern, konnten aber zum Großteil einordnen, ob die bezeichneten Wörter wie „Korken“ oder „Haus“ größer oder kleiner als eine Schuhschachtel waren. Das erworbene Wissen wurde also teilweise im Unterbewusstsein eingespeichert.

Für das Vokabellernen hat das für dich leider kaum Vorteile. In den Laborbedingungen wusste das Forscherteam ja genau, wann die Tiefschlafphasen stattfanden. Auch ist die Effektivität stark von der Art der Lerninhalte und der individuellen Schlafqualität abhängig.

💡 Es ist zwar durchaus möglich, dass das Abspielen von Vokabeln im Schlaf dazu beitragen kann, dass sich diese besser im Gedächtnis festsetzen. Allerdings ist diese Methode kein Ersatz für das aktive Lernen. Es ist immer noch am effektivsten, Vokabeln bewusst zu lernen und aktiv zu üben.

Die gute Nachricht: Mit erholsamem Schlaf kannst du trotzdem einiges bewirken!

Tipps für einen guten Schlaf

Um von den positiven Effekten zu profitieren, solltest erstmal natürlich genügend Schlaf bekommen und eine regelmäßige Schlafroutine etablieren. Hier sind einige Tipps, die dir dabei helfen können:

1. Ein angenehmer Schlafplatz

Schaffe eine entspannende Schlafumgebung: Achte darauf, dass dein Schlafzimmer ruhig, dunkel und kühl ist, um einen erholsamen Schlaf zu fördern. Fühlst du dich wohl in deinem Bett? Vielleicht kannst es auch so gestalten, dass es noch gemütlicher wird: Wie wäre es mit Lichterketten und Tüchern, die darüber gespannt sind?

Eine eher kühle Temperatur kann beim Einschlafen helfen, da unser Körper eine geringere Temperatur benötigt, um den Schlaf einzuleiten und aufrechtzuerhalten. Empfohlen wird eine Raumtemperatur zwischen 15 und 20 Grad Celsius.

2. Displays aus!

Vermeide elektronische Geräte vor dem Schlafengehen: Das Licht von Handys, Tablets und Fernsehern erschwert das Einschlafen und stört den Schlafzyklus, da sie blaues Licht mit kurzen, energiereichen Wellenlängen ausstrahlen. Dadurch wird die Produktion des Schlafhormons Melatonin gehemmt, was zu Schwierigkeiten beim Einschlafen und zu einer verminderten Schlafqualität führt.

3. Finde deine persönliche Schlafroutine

Eine regelmäßige Schlafroutine trägt dazu bei, dass der Körper sich auf den Schlaf vorbereitet und sich an einen natürlichen Schlafrhythmus gewöhnt. Bestimme dafür eine Uhrzeit, in der du deine Routine zu beginnst. Du könntest dabei das Licht dimmen, eine Lichterkette einschalten, einem entspannten Hobby wie Lesen oder Zeichnen nachgehen und dabei entspannende Musik anhören. Wenn du das jeden Tag tust, merkt sich dein Körper, dass du dich auf das Schlafengehen vorbereitest. Das wird dir das Einschlafen danach erleichtern.

4. Verkürze deine Bettzeit

Keine Sorge, damit ist nicht gemeint, dass du ab sofort weniger schlafen sollst. Das ist vielmehr ein wichtiger Trick, damit dein Körper fortan das Bett mit Schlafen verbindet. Oft machen wir im Bett nämlich noch viele andere Sachen: am Handy spielen, lesen, grübeln,...

Gewöhne dir an, das Bett nur noch fürs Schlafen zu nutzen und alles andere woanders hinzuverlegen. 

5. Plane deine Lernzeiten

Plane deine Lernzeiten so, dass du genug Zeit für ausreichenden Schlaf hast. Besonders, wenn du für einen Test lernst, solltest du das beachten. Übermäßiges Lernen bis spät in die Nacht kann zu Schlafmangel führen und deine Lernfähigkeit beeinträchtigen. Denn leider bringt es nicht viel, wenn du viel lernst und danach wenig schläfst, weil dann weniger Lerninhalte in dein Langzeitgedächtnis wandern. 

6. Dauernd schlechter Schlaf? Bitte um Hilfe!

Wenn du dauerhaft unter schlechten Schlaf leidest und du ständig erschöpft aufwachst, könnte auch mehr dahinterstecken. In diesem Fall ist es gut, wenn du dir Hilfe suchst und du das Thema mit einer vertrauten Person besprichst, egal ob es deine Eltern sind, die psychologische Fachkraft an eurer Schule oder dein Freundeskreis.